Der Mehrzwecksaal/Bewegungspavillon des Jugendzentrums „Alte Schule Widdersdorf“ liegt versteckt im Hof des ehemaligen Schulgebäudes. Das vorhandene Gebäude aus den 60er Jahren musste gesperrt werden, da die Standsicherheit der stark geschädigten Dachbinder nicht mehr gegeben war. Zudem wies die Bausubstanz erhebliche bauphysikalische Mängel und eine Schadstoffbelastung auf.
Bis zur Sperrung des Pavillons haben ca. 250 Kinder und Jugendliche pro Woche an den dortigen (sport-) pädagogischen Angeboten teilgenommen.
Aufgrund der generell unzureichenden sozialen Infrastruktur im Stadtteil war der Wegfall des Pavillons ein großer Verlust für die Einrichtung und die Einwohner Widdersdorfs, so dass ein Ersatzneubau beschlossen wurde. Eine Städtebauförderung des Landes NRW im Rahmen des Förderaufrufes „Investitionspaket Soziale Integration im Quartier“ wurde bewilligt.
Entwurfskonzeption
Die hofbildende Anordnung aus Vorderhaus, Pavillon /Mehrzwecksaal und dem die nördliche Grundstücksgrenze begleitenden Arkadengang wurde erhalten und gestärkt. Der Neubau richtet sich mit seinen Eingängen und großen Glasflächen konsequent auf den Hof aus. Lärmemissionen in die Nachbarschaft werden so minimiert.
Es wurde ein neuer Zugang nördlich der Alten Schule geschaffen. Der bereits vorhandene Arkadengang entlang der nördlichen Grundstücksgrenze wurde bis in den Vorbereich vor der Alten Schule verlängert und bildet das neue attraktive Entree zu den rückwärtigen Nutzungen. Die Besucher erreichen über den Arkadengang wettergeschützt den Eingangsbereich des neuen Saals; dieser kann separat auch bei geschlossenem Hauptgebäude betrieben werden.
Das Gebäude ist in drei Volumen aufgeteilt, die mit variierenden Höhen und Versätzen den alten Schulhof gliedern und die kleinteilige Körnung der dörflichen Nachbarbebauung aufnehmen. Eine einheitliche graue Holzfassade fasst das Ensemble zusammen.
Die Dachlandschaft der Neubauten nimmt sich die ruhigen, langgestreckten Satteldächer der umliegenden Gehöfte zum Vorbild, die den alten Dorfkern um die Pfarrkirche St. Jakobus prägen.
Holzbau
Die Wahl für die Baukonstruktion und die Außenhaut fiel auf den nachwachsenden Rohstoff Holz. Zudem lag die Baustelle schlecht zugänglich im Hinterland.
Die Zweigelenkrahmen des Saaltragwerkes, sowie die vorgefertigten Holztafelelemente konnten mit einem Autokran über das Gebäude der „Alten Schule“ gehoben werden und innerhalb von wenigen Tagen im Hof fertig aufgestellt werden.
Drei asymmetrische Zweigelenkbinder aus sichtbarem Brettschichtholz bilden das Haupttragwerk des Saals Deren Stahlprofil-Stützen sind biegesteif mit den Brettschichtträgern verbunden und im Wandaufbau versteckt, um eine eben durchlaufende Prallwand zu ermöglichen. Die Aussteifung erfolgt über Holztafelelemente, die bereits werkseitig gedämmt und beidseitig beplankt wurden.
Die Fassaden wurden mit einer senkrechten Lärchenholz-Lattung bekleidet, deren mit einer Vergrauungslasur behandelte Oberfläche zusammen mit der grauen Trapezblechdeckung ein homogenes Bild erzeugt.
Nutzungen
Der Saal wurde als Versammlungsstätte für bis zu 270 Personen ausgelegt und barrierefrei gestaltet. Ein flächenelastischer Schwingboden bietet ideale Voraussetzungen für Spiel, Kampfsport, Gymnastik und Tanz.
Bei schlechtem Wetter und im Winter soll der Saal als Indoor-Spielplatz dienen. Sein Oberboden aus hellgrünem Linoleum kann Assoziationen zu einer Spielwiese wecken und verleiht dem Raum eine frische Stimmung.
Bauherr | Stadt Köln, Amt für Kinder, Jugend und Familie |
Architekt | Nebel Pössl Architekten |
Projektarchitekt | Stephan Rodewig, Erich Pössl |
Mitarbeiter | Josepha Straub, Lorenz Möltgen |